F.M. Cornford, ein Edwardianischer Gelehrter, schlug in seiner satirischen Abhandlung über Universitätspolitik, ‚Microcosmographia Academica‘, vor, dass es nur ein Argument dafür gibt, etwas zu tun; der Rest sind Argumente, um nichts zu tun. Das Argument für das Handeln ist, dass es das Richtige ist. Aber dann kommt natürlich die Schwierigkeit, sicherzustellen, dass es richtig ist. Diese eindeutig rhetorischen Prinzipien, die Regeln der Untätigkeit, treiben Ilker Çataks Oscar-nominierten Film „Das Lehrerzimmer“ an, ein Drama, das in einer deutschen Sekundarschule spielt, die von Diebstahlvorwürfen erschüttert wird.
Die Handlung: Ein Fall von Diebstahl
Die Lehrerin der siebten Klasse, Carla (gespielt von Leonie Benesch), ist eine sensible Pädagogin, die sich intuitiv auf der Seite der Schüler sieht. Die Vorfälle bieten den idealistischen Anreiz für einen lehrreichen Moment, bis ihre Bemühungen, etwas dagegen zu tun, unversöhnliche Schwierigkeiten verursachen. Die Bemühungen des Kollegiums, den Dieb zu identifizieren, führen zunächst zu Verletzungen der Rechte der Schüler, wie in einer Sitzung zwischen Carla, ihren zielstrebigen Kollegen und zwei Schülern, die sie unter Druck setzen, um Mitschüler zu identifizieren, die sie für schuldig halten.
Die Wendung: Verdächtigungen und Anschuldigungen
Carla hinterlässt ihre Laptop-Kamera, um aufzuzeichnen, wie jemand Geld aus der Brieftasche nimmt, die sie in ihrer Jacke gelassen hat. Anhand eines Musters, das auf dem Ärmel des Hemdes des mutmaßlichen Diebes zu sehen ist, identifiziert Carla die Sekretärin Frau Kuhn (gespielt von Eva Löbau) als die Diebin. Doch Kuhn leugnet die Vorwürfe so vehement, dass sie Carla überrascht und andere dazu bringt, ihre Loyalitäten in Frage zu stellen. Um die Dinge zu verschlimmern, hat Carla Kuhns Sohn, Oskar (gespielt von Leonard Stettnisch), in ihrer Klasse; nachdem sie einen vielversprechenden Schüler verprellt hat, kämpft Carla darum, sein Vertrauen zurückzugewinnen.
Schulen als Mikrokosmen der Gesellschaft
Die Idee von Schulen als Mikrokosmen der Gesellschaft, die politische und wirtschaftliche Dynamiken widerspiegeln, während sie als selbstwidersprechende Systeme von Inklusion und Exklusion dienen, ist gut etabliert. Jean Vigos klassischer Film „Zero for Conduct“ fängt die Jugend im Aufstand durch ein anarchisches Zusammenspiel von Realismus und Surrealismus ein, das das Potenzial der Kindheit ehrt. Frederick Wisemans „High School“ war hingegen die erste Studie des Dokumentarfilmers über bürgerliches Engagement und soziale Strukturen, die Individuen unterordnen.
Die Kritik: Ein melodramatischer Kettenreaktionsfilm
Weniger produktiv, aber trendiger, wird Çataks Film zu einem melodramatischen Kettenreaktionsfilm: gespielt von ernsthaften Typen, untermalt von straff gespannten Streichern, abhängig von Charakteren, die das Falsche sagen und das Richtige unausgesprochen lassen, mit fest zusammengepressten Kiefern. Keine Situation wird gelöst, keine Annahme bewiesen; niemand hört zu, alle reagieren nur so, wie es geschrieben steht.
So verheerend sie auch ist, bleibt die Handlung rhetorisch, selbst wenn sie eskaliert. Çatak und sein Co-Autor Johannes Duncker zeigen sich in ihrer Wahl des Szenarios clever, aber sie wirken unerfahren und unachtsam in ihrer generischen, moralistischen Kritik an den Verhaltenskodizes, die unsere Schulen regieren. Sie prognostizieren einen abstrakten Weltuntergang, führen einen unheilvollen Countdown ein, der nie auf Null kommt, ziehen wenige Schlüsse und noch weniger Blut.
Fazit
„Das Lehrerzimmer“ ist ein Film, der ein ernstes Thema aufgreift und dieses in eine spannende Handlung verpackt. Allerdings bleibt der Film zu sehr in seinen modischen Dramatiken verfangen, um die Fragen, die sein Prämisse aufwirft, zu hinterfragen. Trotz seiner Schwächen ist „Das Lehrerzimmer“ ein sehenswerter Film, der zum Nachdenken anregt und die Zuschauer dazu einlädt, über die Rolle von Schulen als Spiegelbild der Gesellschaft und über die Verhaltensnormen, die unser Bildungssystem regieren, nachzudenken.
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