Im Mittelpunkt von Kazik Radwanskis neuestem realistischen Dramedy-Streifen steht das titelgebende Duo Matt und Mara, die jedoch in Wirklichkeit kein Paar sind. Dieses Missverständnis entsteht, als ein Fotograf sie für ein Paar hält und ihre Passfotos aufnimmt. Mara, gespielt von Deragh Campbell, spielt das Spiel mit. Tatsächlich ist sie verheiratet und hat eine kleine Tochter, während ihr Freund Matt, dargestellt von Matt Johnson, ein leichtlebiger Single ist, der anscheinend ein Auge auf jede attraktive junge Frau in der Großregion Toronto geworfen hat. Die beiden haben zusammen studiert, beide mit dem Ziel, Schriftsteller zu werden, doch das ist Jahre her und ihre Wege haben sich etwas voneinander entfernt.
Die Charaktere und ihre Entwicklung
Während Matt eine erfolgreiche Sammlung von Kurzgeschichten veröffentlicht und eine Zeit lang in New York gelebt hat, hat Mara sich mit dem experimentellen Musiker Samir, gespielt von Mounir Al Shami, niedergelassen und begonnen, Prosa und Poesie an einem lokalen College zu unterrichten. Bei seiner Rückkehr nach Toronto stürzt Matt wieder in Maras Leben und taucht in einer ihrer Klassen auf.
Trotz der Störung finden die beiden schnell wieder zu einer lockeren Freundschaft zurück und streiten sich, als ob keine Zeit verstrichen wäre. Radwanskis charmante, gut beobachtete Dialoge spiegeln die Erfahrungen vieler älterer Millennials wider, die zwischen den unrealistischen Erwartungen ihrer alternden Eltern und der Erkenntnis, dass kreative Möglichkeiten unter den Zwängen des Kapitalismus immer schwerer zu erreichen sind, gefangen sind. Matt repräsentiert für Mara kurzzeitig die Möglichkeit eines anderen Lebens – eines, in dem sie sich kreativ mehr mit ihrem Partner verbunden fühlt. Doch obwohl Matt charismatisch ist, ist er auch egoistisch und herablassend und in einer Art Dauerpubertät gefangen. Vielleicht ist es also weniger Matt selbst, der Mara fasziniert, sondern das, was er repräsentiert.
Die Schauspieler und ihre Chemie
Radwanskis häufige Mitarbeiter Campbell und Johnson, die beide in seinen vorherigen Werken, darunter „How Heavy This Hammer“ und „Anne at 13,000 Feet“, mitgewirkt haben, haben eine einfache Chemie miteinander und ihre Situation wird wahrscheinlich bei jedem, der jemals über den „siebenjährigen Juckreiz“ nachgedacht hat, einen Nerv treffen. Es könnte auch Ähnlichkeiten mit Celine Songs unglaublich erfolgreichem Drama „Past Lives“ aus dem Jahr 2023 geben, das ebenfalls von einer Schriftstellerin handelt, die ihre Beziehung in Frage stellt, als eine Figur aus ihrer Vergangenheit wieder auftaucht. Doch „Matt und Mara“ ist eher beobachtend und lo-fi in seiner Methodik. Die naturalistische Kameraführung und die Schauspielleistungen verankern den Film in der Realität und schaffen eine trockene Dramedy, die sich weigert, uns mit einfachen Antworten oder Herablassung zu besänftigen.
Fazit
„Matt und Mara“ ist ein feinfühliges Porträt über die Komplexität von Freundschaften und Beziehungen, die Dynamik zwischen persönlichen Ambitionen und den Erwartungen der Gesellschaft. Mit seiner realistischen Darstellung und den gut beobachteten Dialogen bietet der Film eine tiefgründige und gleichzeitig unterhaltsame Betrachtung der menschlichen Natur. Es ist ein Film, der zum Nachdenken anregt und gleichzeitig für humorvolle Momente sorgt.
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